Zum Anfang eine Geschichte, wie der Sinn des Lebens herausgefunden werden kann.
Inmitten der pulsierenden Stadt New York lebte ein junger Mann namens Alex Gross, der sich in einem Zustand der Verwirrung befand. Er hatte einen guten Job, eine liebevolle Familie und viele Freunde, aber er fühlte sich dennoch leer und unzufrieden. Er fragte sich ständig: "Was ist der Sinn meines Lebens?"
Eines Tages beschloss Alex, seine Suche nach dem Sinn des Lebens in Angriff zu nehmen. Er begann, sich mit verschiedenen Philosophien und Religionen auseinanderzusetzen, besuchte Seminare und Workshops und sprach mit Menschen aus allen Lebensbereichen. Doch je mehr er erfuhr, desto verwirrter wurde er.
Eines Tages wanderte Alex durch den Central Park, als er auf einen alten Mann stieß, der auf einer Bank saß und ein Buch las. Der Mann hatte ein freundliches Lächeln und strahlende Augen, die Alex sofort ansprachen. Er setzte sich neben den Mann und begann ein Gespräch.
Der alte Mann stellte sich als David vor und erzählte Alex, dass er sein ganzes Leben lang nach dem Sinn des Lebens gesucht habe. Er erzählte ihm auch, dass er eine Methode gefunden habe, um den Sinn des Lebens zu finden.
David erklärte Alex, dass er sich die folgenden Fragen stellen müsse:
Was mache ich jetzt?
Wofür mache ich das?
Wegen dem was ich, dadurch erhalte «A».
Wofür willst du «A»?
Dass ich «B» erhalte oder so bin.
Wofür willst du «B»?
Damit ich «C» bin oder erhalte.
Wofür willst du «C»?
Das ging so weiter, bis ich zur für mich letzten, endgültigen Aussage kam.
Damit ich das Leben mit Freude und Dankbarkeit genießen kann.
Alex war fasziniert von Davids Methode und beschloss, sie auszuprobieren. Er begann, sich die Fragen zu stellen und die Antworten aufzuschreiben. Er stellte fest, dass seine Antworten sich von Tag zu Tag veränderten, je mehr er über sich selbst und seine Ziele lernte. Es dauerte einige Zeit, bis er schlussendlich zu einer «letzten» ähnlichen Aussage wie David gelangte.
Schließlich kam Alex zu dem Schluss, dass der Sinn seines Lebens darin bestand, anderen Menschen zu helfen und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Dies war seine endgültige Aussage, die ihn glücklich und zufrieden stimmte. Er begann, sich ehrenamtlich zu engagieren, half Freunden und Familie und versuchte, jeden Tag etwas Gutes zu tun. Alex fühlte sich erfüllt und zufrieden, als er erkannte, dass er einen Sinn in seinem Leben gefunden hatte. Er wusste, dass seine Reise erst angefangen hatte und er war zuversichtlich, dass er auf dem richtigen Weg war.
Einen Monat später traf Alex seinen Freund Elon und er erzählte ihm von seinem Weg wie er zum Sinn seines Lebens gelangt war. Elon hörte zu und war nicht sonderlich begeistert von dem, was im Alex erzählte, denn er hatte einen anspruchsvollen Job und wollte keine Zeit mit solchen Fragen verbringen. Wieder einen Monat später sass Elon an seinem Schreibtisch und starrte auf den leeren Bildschirm seines Laptops. Er sollte eigentlich an einem wichtigen Projekt arbeiten, doch seine Gedanken kreisten um eine ganz andere Frage: "Was ist eigentlich mein Sinn des Lebens?" Das Gespräch mit Alex hatte ihn nachdenklich gestimmt. Frustriert seufzte er und lehnte sich zurück. Ihm fiel die Methode von Alex zur Sinnsuche wieder ein. Neugierig griff er nach einem Notizbuch und begann, die Fragen aufzuschreiben:
Was mache ich jetzt? "Ich arbeite an diesem Projekt.", schrieb er.
Wofür mache ich das? "Damit ich Geld verdiene."
Wofür will ich Geld? "Damit ich mir eine Wohnung leisten, gut essen und reisen kann. Kurz gesagt: Damit ich ein angenehmes Leben habe."
Wofür will ich ein angenehmes Leben? "Damit ich glücklich bin."
Wofür will ich glücklich sein? "Damit ich das Leben mit Freude und Dankbarkeit genießen kann," erkannte Elon. In diesem Moment verstand er, dass der Sinn seines Lebens nicht in einem fernen Ziel lag, sondern in der Reise selbst und in der Art und Weise, wie er jeden Moment lebte. Elon betrachtete seine Notizen. Ihm wurde klar, dass seine Arbeit, obwohl sie ihm manchmal lästig erschien, letztendlich dazu diente, ein Leben zu führen, das ihm Freude und Dankbarkeit ermöglichte. Er erkannte, dass der Sinn des Lebens nicht unbedingt in einem großen, abstrakten Ziel liegen muss. Er konnte ihn auch in den kleinen Dingen finden: in der Zufriedenheit über eine gelungene Arbeit, in den gemeinsamen Abendessen mit Freunden, in den Reisen zu neuen Orten. Elon spürte, wie sich seine Anspannung löste. Er hatte zwar nicht die eine, alles erklärende Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens gefunden, aber er hatte einen Weg entdeckt, Sinn in seinem Alltag zu finden. Und das war für den Moment genug. Von nun an wollte er bewusster leben und die kleinen Dinge schätzen. Er wollte sich auf seine Beziehungen konzentrieren, neue Dinge ausprobieren und sich für seine Werte einsetzen. Er wusste, dass die Suche nach dem Sinn des Lebens eine Reise ist, kein Ziel. Und er freute sich darauf, diese Reise zu unternehmen. Als die beiden Freunde sich wieder trafen, tauschten sie ihre Erfahrungen über den Sinn des Lebens aus und fanden einige Gemeinsamkeit aber auch Unterschiede heraus. Sie waren von dem Weg, wie man zum eigenen Sinn des Lebens gelangt so angetan, dass sie es weitererzählten. So hatte auch Maya die Methode gelernt und hatte folgende Geschichte zu erzählen.
Maya wanderte durch die belebten Strassen in ihrer Heimatstadt, die Gerüche von Gewürzen und exotischen Früchten lagen in der Luft. Sie war nach ihrer Begegnung mit Alex voller Tatendrang. Was mache ich jetzt? "Ich erkunde diese Stadt", dachte sie bei sich. Wofür mache ich das? "Um neue Eindrücke zu sammeln und die Welt zu entdecken."
Wofür will ich die Welt entdecken? "Um meinen Horizont zu erweitern und mehr über verschiedene Kulturen zu lernen."
Wofür will ich meinen Horizont erweitern? "Um ein offenerer und toleranterer Mensch zu werden."
Wofür will ich ein offenerer und toleranterer Mensch werden? "Damit ich die Welt und die Menschen um mich herum besser verstehen und akzeptieren kann."
Wofür will ich die Welt und die Menschen besser verstehen und akzeptieren? "Um tiefere und bedeutungsvollere Beziehungen aufzubauen."
Wofür will ich tiefere und bedeutungsvollere Beziehungen? "Um Liebe und Geborgenheit zu erfahren."
Wofür will ich Liebe und Geborgenheit erfahren? "Damit ich das Leben mit Freude und Dankbarkeit geniessen kann."
Maya war überrascht. So einfach war das also? Der Sinn des Lebens liegt nicht in einem fernen Ziel, sondern im Hier und Jetzt. Es geht darum, jeden Moment zu schätzen, die Schönheit der Welt zu sehen und dankbar für die kleinen Dinge zu sein. Maya lächelte. Der Sinn des Lebens lag im Geniessen, im Erleben, im Lieben. Sie kaufte sich einen saftigen Apfel von einem Strassenhändler und biss genüsslich hinein. Die Süsse der Frucht explodierte auf ihrer Zunge und Maya spürte die Dankbarkeit für diesen kleinen Moment des Glücks. Sie setzte ihren Weg fort, offen für neue Begegnungen und Abenteuer, bereit, das Leben in all seinen Facetten zu erfahren.
Der Sinn des Lebens ist individuell und basiert auf verschiedenen Faktoren wie z.B. den Trieben und der Kultur des Menschen in welcher er lebt. Schlussendlich geht es auf der höchsten Ebene jeweils um das empfinden der Person, sich freuen und geniessen zu können.
Vier Hauptmerkmale welche Menschen die Sinn empfinden angeben:
1. kennen der Richtung, die sie im Leben einschlagen wollen. Sie haben Orientierung.
2. Kohärenz: Stimmigkeit
3. Bedeutsamkeit, d.h. die anderen nehmen mich wahr - ich bin nicht egal.
4. Zugehörigkeit.
siehe auch: www.sinnforschung.org
Die Methode aus der Geschichte bildlich dargestellt, mit Junking-up die richtige Vision erhalten:
Idee zum Sinn des Lebens: Das Leben mit Dankbarkeit, Freude und Weisheit geniessen.
Aussagen von Mitmenschen die sich darüber Gedanken gemacht haben.
Im Grunde geben alle Philosophen ihre eigene Antwort – ausser einem. Der französische Existenzialist Albert Camus hat eigentlich keine. Schlimmer noch, er gibt zwar eine Antwort, aber eine ziemlich deprimierende: Es gibt keinen Sinn des Lebens. Das Leben ist absurd.
In diesem Zustand des Absurden muss man leben.
Albert Camus (1913-1960)
Anders als Camus sahen die meisten Denker aber sehr wohl einen Sinn in der Entwicklung der Welt und damit auch in der Selbstverwirklichung des Individuums. Bereits in der Antike empfiehlt uns der griechische Philosoph Platon, das innere Auge auf die göttliche Idee des Guten zu richten. Durch die lebenslange Höherentwicklung der Seele können wir es schaffen, die zeitlosen Ideen des Guten, der Gerechtigkeit und der Schönheit zu erblicken und entsprechend zu handeln:
«Denn wer rechtschaffen und gut ist, der, behaupte ich, ist glückselig, sei es Mann oder Frau; wer aber ungerecht und böse ist, ist elend.»
Platon ( 428/427 v. Chr. bis 348/347 v. Chr)
Aber bereits kurz nach Platons Tod gab es Gegenkonzepte zum Sinn des Lebens, zum Beispiel von seinem Landsmann Epikur. Er empfiehlt uns anstelle der von Platon geforderten höchsten Sittlichkeit ein eher lustvolles Leben anzustreben:
«Die Lust ist Ursprung und Ziel des glückseligen Lebens. Denn sie haben wir als erstes und angeborenes Gut erkannt, und von ihr aus beginnen wir mit jedem Wählen und Meiden, indem wir ein jedes Gut beurteilen.»
Epikur (um 341 v. Chr. bis 271 oder 270 v. Chr.)
Immanuel Kant, der strenge deutsche Moralphilosoph aus der Epoche der Aufklärung, lehnt Epikurs Lustprinzip als Lebensorientierung ab. Wer den Sinn seines Lebens nur darin sieht, Unlust zu vermeiden und seine Lust zu optimieren, läuft Gefahr, dies auf Kosten anderer zu tun:
«Ein Prinzip, das sich nur auf die subjektive Bedingung der Empfänglichkeit einer Lust oder Unlust gründet, kann niemals ein praktisches Gesetz abgeben.»
Immanuel Kant (1724 bis 1804)
Deshalb empfiehlt uns Kant als einzig tragfähiges und für alle sinnvolles Prinzip seinen berühmten Kategorischen Imperativ:
«Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.»
Immanuel Kant (1724 bis 1804)
Ganz ähnlich wie Kant sieht auch der grosse fernöstliche Denker Konfuzius den Sinn unseres Lebens darin, das «Ren» zu verwirklichen, also unsere «Menschlichkeit».
«Das ist gegenseitige Rücksichtnahme. Das Leben an einem Ort ist erst dann schön, wenn die Menschen ein gutes Verhältnis zueinander haben.»
Konfuzius (551 v. Chr. bis 479 v. Chr.)
Sogar bei dem grossen deutschen Materialisten Karl Marx findet sich dieser soziale Gedanke von Kant und Konfuzius im Hinblick auf den Sinn des Lebens. Bereits als siebzehnjähriger Schüler schreibt der junge Marx in seiner Abiturarbeit:
«Die Hauptlenkerin aber, die uns leiten muss, ist das Wohl der Menschheit, unsere eigene Vollendung. Man wähne nicht, diese beiden Interessen könnten sich feindlich bekämpfen, sondern die Natur des Menschen ist so eingerichtet, dass er seine Vervollkommnung nur erreichen kann, wenn er für die Vollendung, für das Wohl seiner Mitwelt wirkt.»
Karl Marx (1818 bis 1883)
Wer seine Talente nur für sich einsetzt, so Marx, verfehlt den Sinn des Lebens:
«Wenn er nur für sich selbst schafft, kann er wohl ein berühmter Gelehrter, ein grosser Weiser, ein ausgezeichneter Dichter, aber nie ein vollendeter, wahrhaft grosser Mensch sein.»
Karl Marx (1818 bis 1883)
Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird von den Philosophen also unterschiedlich beantwortet. Für Camus gibt es keinen, für Platon ist es die Verwirklichung der spirituell göttlichen Idee des Guten, Wahren und Schönen, für Epikur die Umsetzung eines bescheidenen, aber stets genussvollen Lebens, für Kant die Befolgung des Kategorischen Imperatives als dem obersten Sittengesetz, für Konfuzius die gelebte Menschlichkeit und für Marx der Kampf um eine gerechte Gesellschaft.
Aber alle diese Philosophen haben hinsichtlich der Sinnfrage letztlich doch eine grosse Gemeinsamkeit: Wir müssen trotz vieler Rückschläge versuchen, aus der Welt einen besseren Ort zu machen. Dies können wir immer nur gemeinsam mit anderen tun. Denn niemand kann seine eigene Sonne sein.
Walther Ziegler
Ziegler ist promovierter Philosoph und Hochschullehrer. Als Auslandskorrespondent, Reporter und Nachrichtenchef des Fernsehsenders ProSieben produzierte er Filme auf allen Kontinenten.
Seine erfolgreiche Buchreihe «Grosse Denker in 60 Minuten» ist bei verschiedenen Verlagen in englischer, französischer und vietnamesischer Sprache erschienen und wird derzeit ins Chinesische und Koreanische übersetzt. Als langjährigem Journalisten gelingt es ihm, das komplexe Wissen der grossen Philosophen spannend und verständlich rüberzubringen. «Grosse Denker in 60 Minuten» gibt es übrigens auch als Video-Vorlesungen auf Youtube.
Der Sinn des Lebens: Das Leben mit Freude, Dankbarkeit, Gelassenheit und Weisheit geniessen.
(Urs Brunner)
Was ist der Sinn deines Lebens?