Gelassenheit beginnt im Kopf

Gelassenheit beginnt im Kopf

Ich habe die Wahl, ich kann rein mechanisch, den alten Denk- Gefühls- und Verhaltensmustern (Gewohnheiten) folgen. So passiert das, was immer schon passiert ist. Ich kann andererseits die "Automatik" bewusst abschalten und so lange auf "Handsteuerung" umschalten, bis durch zahlreiche Wiederholungen neue Gewohnheiten entstanden sind. Dies kann durch das ABC des Denken umgesetzt werden! Es hilft auch wenn man die folgenden Regeln beachtet:

- Lebe im Hier und Jetzt ohne den Moment zu bewerten

- Lasse dich nie zu einer Handlung hinreissen

- Besiege Eile mit Langsamkeit

- Sei gelassen: Gelassenheit ist ein Prozess

- reagiere auf bekannte und unbekannte Situationen immer wieder so gelassen wie möglich (ABC Denken) 

Wo einer glaubt Stärken zu haben, gerade da hat er seine empfindlichste Stelle, aufgrund seiner Angst, dass seine Stärke nicht erkannt werden könnte. Beispiel: Wenn der Dichter dichtet um der Dichtung Willen dann kann keine Angst aufkommen. Wo kein Geltungsstreben ist, kann auch keine Angst sein, den dann ist die Entfaltung nicht auf Wirkung bedacht.

Gelassenheit: Ich wünsche mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden. Ich wünsche mir die Gelassenheit eines Stuhles der muss auch mit jedem Arsch zurechtkommen.. 

Das ABC des Denkens

Gedanken verändern Gefühle und unser Handeln. Wenn ich beispielsweise in einem Supermarkt in der Schlange stehe und denke: «Das wird wohl eine Weile dauern, vielleicht sollte ich mich ein wenig entspannen», fühle ich mich beim Warten wahrscheinlich ruhig und gelassen. Mein Körper ist und bleibt entspannt. Denke ich hingegen: « Das ist ein Sauladen hier! Was erlauben die sich eigentlich, eine solche Schlange auflaufen zu lassen», dann fühle ich mich wütend und mein Körper ist angespannt oder zappelig und ich verbringe die Wartezeit mit «auf die Uhr schauen» und dann noch den Kassier mürrisch anzufahren.

Was läuft dabei ab, und welche Möglichkeiten habe ich?

A   bedeutet «activation» ein Ereignis das die Gedankenaktivität auslöst

B   bedeutet «Beliefs» (Überzeugungen, Glaubenssätze, Weltmodell)

C  bedeutet «Consequences» (Reaktion, Folge, Handlung, Gefühl…)

Das AC Denken und Handeln

Der A-C Denker ist überzeugt, dass äussere Einflüsse, Ereignisse seine Gefühle und sein Verhalten auslösen. Wenn ein Auslöser, ein Ereignis (A) seine Gedanken auslöst, findet eine unreflektierte Reaktion (C) statt. Das A-C Denken «spiegelt sich» in unsere Alltagssprache:

  • Ich ärgere mich
  • Ich bin wütend
  • Sie / Er hat mich enttäuscht
  • Es beängstigt mich
  • a.m

 

Beispiele:

Beispiel 1: Das Auto vor mir bremst, ich bremse auch so schnell wie möglich. Dies geschieht "automatisch" quasi ohne Nachdenken.

Beispiel 2: Jemand stellt sich in einer Reihe von Anstehenden nicht hinten an, sondern drängt vorn an 2-ter Stelle hinein. Ich ärgere mich darüber. Vielleicht gehe ich hin und beschwere mich bei der Person oder "haue ihm eine runter"

Beispiel 3: In einer Sitzung fühle ich mich angegriffen und "schlage" zurück.  

 

Das ABC Denken und Handeln (45) (49)

Wenn (A) geschieht: Ich frage mich nun, wie kommen meine Gefühle zustande (B). Ich gehe mit meiner Aufmerksamkeit in meine Gefühle. Was hat das mit mir zu tun, um was geht es eigentlich wirklich? Was will ich selbst in dieser Situation haben oder sein, was will ich selbst eigentlich wirklich? (z.B. mich ärgern?) Klare Entscheidung dazu: Ja (Inneres annehmen was ich wirklich will, Identifikation). Was kann oder muss ich dazu tun, damit das Realität wird? Tun! (C) was notwendig ist.

Der A-B-C Denker hat Wahlmöglichkeiten. Er ist sich bewusst, nicht die Erfahrung, Tradition, Glaubenssätze bestimmen was und wie wir denken, sondern wir entscheiden, welche Bedeutungen wir unseren Erfahrungen geben. Durch Reflexion wird bei einem Ereignis, das mentale Modell und die dadurch hervorgerufene Reaktion hinterfragt. Wenn notwendig wird auf «Handsteuerung» umgeschaltet und das mentale Modell angepasst.

Beispiele:

Beispiel 1: Das Auto vor mir bremst, ich bremse auch so schnell als möglich. Dies geschieht "automatisch" quasi ohne Nachdenken. Hier ist ABC denken nicht sinnvoll, ja sogar gefährlich, d.h. Wenn (A) geschieht, müssen schnell agierende Mechanismen wirken (C). Darum ist in diesem Beispiel das ABC nicht sinnvoll. 

 

Beispiel 2: Jemand stellt sich in einer Reihe von Anstehenden nicht hinten an, sondern drängt vorn an 2-ter Stelle hinein. Ich ärgere mich darüber!

Ich frage mich nun, wie kommen meine Gefühle zustande (B). 

Ich gehe mit meiner Aufmerksamkeit in meine Gefühle. Was hat das mit mir zu tun, um was geht es eigentlich wirklich? Ich fühle mich schlecht, ich ärgere mich, weil ich nicht gleich schnell bedient werde. Eventuell finde ich, diese Person hat keinen Anstand.

Was will ich selbst in dieser Situation haben oder sein, was will ich selbst eigentlich wirklich? (Will ich mich wirklich ärgern? Will ich mich beschweren?) Ich will nur gemütlich einkaufen und lasse diesen Vorfall einfach so wie er ist. Oder ich finde, wenn ich mich bei der Person beschwere, tut dies meiner Seele gut.

Mich klar dazu entscheiden: Ja (Inneres Annehmen was ich wirklich will, Identifikation damit). Ja ich will mich beschweren.

Was kann oder muss ich dazu tun, damit das Realität wird? Tun (C) Ich beschwere mich bei der Person.

 

Beispiel 3: In einer Sitzung fühle ich mich angegriffen. Ich frage mich nun, wie kommen meine Gefühle zustande (B)? Ich gehe mit meiner Aufmerksamkeit in meine Gefühle. Was hat das mit mir zu tun, um was geht es eigentlich wirklich? Ich fühle mich schlecht, ärgere mich, weil ich mich missachtet fühle, eventuell fiühle ich mich überfordert. Was will ich selbst in dieser Situation haben oder sein, was will ich selbst eigentlich wirklich? (Ich will Anerkennung für meine Arbeit.) Klare Entscheidung: Ja (Inneres Annehmen was ich wirklich will, Identifikation). Ja, ich will Anerkennung. Was kann oder muss ich dazu tun, damit das Realität wird? Tun (C)! Ich stelle Fragen, bis die anderen bemerken welche grossartige Leistung ich vollbracht habe, und sie mir die Anerkennung geben. 

Wie die Sicht auf die Dinge und die daraus abgeleiteten Verhalten das Leben erleichtern oder erschweren können zeigen folgende Geschichten.

Ein Wanderer trifft auf einen Schäfer. Er fragt diesen, wie wohl das Wetter in den nächsten Tagen werden würde. Der Schäfer antwortet: "So, wie ich es gerne habe". "Woher wissen Sie, dass das Wetter so werden wird, wie Sie es mögen", fragt der Wanderer. "Sehr einfach", antwortet der Schäfer. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nicht immer das bekomme, was ich möchte. Also habe ich gelernt, immer das zu mögen, was ich bekomme. Deshalb bin ich mir sicher, dass das Wetter so wird, wie ich es mag".

Die Schuhverkäufer:
Zwei Schuhverkäufer von zwei verschiedenen Schuhfabriken, bekommen gleichzeitig den Auftrag in einer afrikanischen Kleinstadt den Markt zu erkunden und dort den Schuhverkauf anzukurbeln.
Nach der Anreise beobachten beide das Geschehen auf der Strasse, greifen zu Ihrem Laptop und schreiben dann Ihrem Vertriebsleiter in Ihrer Firma eine E-Mail.

Der Eine schreibt
Hallo Herr Müller, ich bin gerade hier angekommen, habe mir einen klaren ersten Eindruck verschaffen können. Ich habe sofort erkannt, hier trägt keiner Schuhe.
Es ist aussichtslos – hier einen Schuhmarkt zu erschliessen, wer soll bei der Hitze und der Armut hier Schuhe kaufen? Um nicht unnötig weitere Kosten zu produzieren, werde ich noch heute die Rückreise antreten.
MFG, Armin Aussichtslos

Der Andere schreibt:
Hallo Herr Maier, ich bin gerade hier angekommen, habe mir einen klaren ersten Eindruck verschaffen können. Ich habe sofort erkannt, hier trägt keiner Schuhe.
Es ist der pure Wahnsinn, das noch keiner auf die Idee gekommen ist, hier Schuhe zu verkaufen. Ein riesiger unerschlossener Markt liegt ungenutzt vor uns. Schickt schon mal schnell eine Schiffsladung Sandalen und dann weitere Sortimente, damit wir schnell den Erfolg einfahren, bevor andere bemerken, was hier los ist. Ich mach mich sofort auf die Socken und suche nach Vertriebspartnern hier in der Stadt und im weiteren Umland. 
MFG, Hans Zuversicht

Was wir daraus lernen können: Es liegt bei uns, etwas als Glück oder Unglück, als gut oder schlecht anzusehen. Wir haben die Freiheit, uns für das eine oder andere zu entscheiden. Schon vor 2000 Jahren drückte Epiktet das so aus:

 

"Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen,

sondern

unsere Sicht der Dinge"

 

Wir sind vollkommen frei im Denken, wir haben die unendliche Freiheit im Denken.
Nicht die Ergebnisse machen uns Stress, wir machen uns Stress, indem wir die Ergebnisse z.B. dramatisieren.

Ich habe immer die Wahl. Ich kann mechanisch den alten Gedankenmustern, Verhaltensmustern folgen dann geschieht was immer schon passiert ist oder ich kann diese Automatik abschalten und auf «Handsteuerung» umschalten, bis durch zahlreiche Wiederholungen geänderte oder neue Gewohnheiten, Glaubenssätze Erfahrungen (eine geänderte Landkarte) entstanden sind.

Das kann ich erreichen durch:

  • Gründe für mein mentales Modell hinterfragen.
  • Welche Lebensbremsen sind wirksam?
  • Leben im Hier und Jetzt, ohne den Moment zu bewerten.
  • Lasse dich nie zu einer Handlung hinreissen.
  • Besiege Eile mit Langsamkeit.
  • Gelassenheit beginnt im Kopf und ist ein Prozess, auf bekannte und unbekannte Situationen so gelassen wie möglich zu reagieren.
  • Siege, ohne zu kämpfen.
  • Was will ich wirklich?
  • Korrektur
  • Hypnosystemische Konzepte – Kooperation mit unwillkürlichen Prozessen
  •  

Irren ist menschlich!

Leider halten wir oft viel zu lange an unserem mentalen Modell fest und glauben daran – dies ist eben nur ein Glaube (oder eine Behauptung, ein Glaubenssatz, eine Überzeugung) – und beginnen zu spät mit der Reflexion. Wir beginnen oft erst dann zu reflektieren, wenn es zu spät ist. Zu spät heisst, wenn wir in die Krise geraten sind. Wir haben ein Burnout, haben Freunde oder Partner verloren, unsere Verkaufsumsätze sind eingebrochen, haben die besten Mitarbeiter verloren usw.

Der Philosoph Georg Kohler glaubt, dass dieses Verhalten der Normalzustand, eine allgemeine Charaktereigenschaft des Menschen ist.

«Der menschliche Normalzustand lässt sich als die hartnäckige (Selbst-) Täuschung hinsichtlich der eigenen Wissens- beziehungsweise Unwissenheitslage beschreiben… Nicht glauben wir stets mehr zu wissen, als es wirklich der Fall ist. Wir hassen es auch, diese Meinung korrigieren zu müssen. Darum verwandelt sich passives Dafür-Halten oft in aggressives Verteidigen der Gewohnheit und ihrer Glaubenssätze. Schlichtes Meinen wird zur Selbstverblendung und gefährlichen Lebenslüge.»

Immer wieder behauptete Unwahrheiten werden nicht zu Wahrheiten, sondern – was viel schlimmer ist – zu Gewohnheiten.

Oliver Hassencamp

Denken und Schicksal:

  • Achte auf deine Gedanken,
    denn sie werden zu Worten.
  • Achte auf deine Worte,
    denn sie werden Handlungen
  • Achte auf deine Handlungen
    denn sie werden Gewohnheiten
  • Achte auf deine Gewohnheiten
    denn sie werden dein Charakter
  • Achte auf deinen Charakter
    denn er wird dein Schicksal.

Talmud

«Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.»

                                                                                               André Gide

Dabei sich immer bewusst sein: Ich muss nur 3 Dinge im Leben (Geburt, schlafen und wach sein, Tod).

Wo einer glaubt Stärken zu haben, gerade da hat er seine empfindlichste Stelle, aufgrund seiner Angst, dass seine Stärke nicht erkannt werden könnte. 

Beispiel: Wenn der Dichter dichtet um der Dichtung Willen, dann kann keine Angst aufkommen.

Wo kein Geltungsstreben ist, kann auch keine Angst sein, denn dann ist die Entfaltung nicht auf Wirkung bedacht.

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